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*2019 06 20: Nur der Blinde erkennt die Wahrheit
Es ist ein faszinierender und packender Theaterabend, an dem der bislang noch nicht erwähnte Narr, dem Tobias Dürr grandiose Geschmeidigkeit, Gedankenschärfe und Bosheiten verleiht, der einzige ist, der die Welt und die Gemeinheiten der Menschen durchschaut. Mit und neben ihm ist Erik Roßbanders Lear von Beginn an der große Verlierer. Nicht nur verliert er rasch seine Beinkleider und äußerliche Würde. Dass er sich blenden lässt von den  verlogenen Worten seiner ältesten Töchter, lässt sich nur mit Überheblichkeit und Mangel an Realitätssinn begründen. Zu spät erkennt er die Ränkespiele und Falschheiten, während Peter Lüchingers Graf Gloucester erst klar sieht, welcher seiner beiden Söhne es ehrlich mit ihm meint und wer der falsche Hund ist, nachdem er geblendet ist.

Und: es werden mehr Menschen ermordet als schauspielern. Shakespeare’s King Lear ist schwere Kost. Gut, dass es wieder eine offizielle Einführung in das Stück gab, die dann auch gleich zu Diskussionen einlud. Schwere Kost: dass müssen wohl viele Bürger Mitglieder geahnt haben. Denn leider konnten wir nicht alle reservierten Karten (weiter-)vergeben.