DCG Neuss:
Heusgen über China-Politik
in turbulenten Zeiten
Der konstruktive Dialog in der internationalen Diplomatie ist immer wichtig, in Krisenzeiten ist er unverzichtbar. Unter diesen Vorzeichen nahm Christoph Heusgen eine Einladung in seine Heimatstadt Neuss an, wo er vor mehr als 70 Gästen die deutsch-chinesischen Beziehungen in turbulenten Zeiten einzuordnen suchte. Der deutsche Topdiplomat, der einst Angela Merkels außenpolitischer Berater war, Deutschland als Botschafter bei den Vereinten Nationen vertrat und an der Spitze der Münchener Sicherheitskonferenz stand, erwartet, dass Bundeskanzler Friedrich Merz in nicht zu ferner Zukunft nach Beijing reisen wird. Heusgen vertrat die Auffassung, dass trotz einiger Meinungsverschiedenheiten etwa hinsichtlich der Unterstützung Russlands und der Menschenrechtslage in China weiterhin ein großes deutsches Interesse an einer Zusammenarbeit besteht und sogar eine Wiederaufnahme der Regierungskonsultationen ins Auge gefasst werden könnte.
Zu den Teilnehmern in Neuss im Gesellschaftshaus der Bürgergesellschaft zählte auch Chinas neuer Generalkonsul in Düsseldorf, Yu Yong. In seinem Statement unterstrich er die Bereitschaft, ja Notwendigkeit, zum respekt- und vertrauensvollen Austausch. Dabei vertrat er klar und selbstbewusst die Positionen seines Landes: Die strategische Partnerschaft, die China und Deutschland in der Merkel-Ära begründet hätten, drohe verwässert zu werden. Dabei habe sich Chinas Deutschland- und Europapolitik nicht verändert.
Gastgeber der Veranstaltung war die Deutsch-Chinesische Gesellschaft Neuss (DCGN), die zu dem Abend in der Erwartung eingeladen hatte, dass tagsdarauf die Jahrestagung der Allianz deutscher China-Gesellschaften (ADCG) in Neuss stattfinden werde. Doch hatte sich die Mehrheit des ADCG-Präsidiums eine Woche vor demTreffen gezwungen gesehen, die Tagung abzusagen und zu verschieben. Das Vorabend-Programm blieb von dieser Entscheidung unberührt. Für die Neusser DCG erklärte Vorsitzender Ludger Baten, die von ihm geführte Gesellschaft seit bereit, auch im zweiten Versuch die Jahrestagung auszurichten: „Sie bleiben willkommen in einer der ältesten Städte Deutschlands.“ Bereits zum Heusgen-Abend waren viele Vertreter von ADCG-Mitgliedsvereinen zwischen Kiel und Bodensee nach Neuss gekommen.
Der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer lobte Menschen und Unternehmen mit chinesischen Wurzeln, die sich geräuschlos und verantwortungsvoll im Neusser Alltag einbrächten. Dabei bleibe die alte Hansestadt Neuss eng verbunden mit China. So habe sein Vorgänger Herbert Napp bereits 2005 in der Stadt Ruian, im Großraum Wenzhou gelegen, einen „Baum der Freundschaft“ gepflanzt. Womöglich sei es an der Zeit, einmal nachzuschauen, ob dieser Baum gedeihe und bereit sei, Früchte zu tragen …
Ludger Baten 18.10.2025