Herzlich willkommen! Wer sich beim Betreten des Gesellschaftshauses um kurz vor 19 Uhr noch etwas fremd gefühlt haben mag, der wird das gastliche Haus vier Stunden später in der Überzeugung verlassen haben, als Freund angesprochen worden zu sein. Der Abend für die Neumitglieder der Bürgergesellschaft aus den Jahrgängen 2022 (3), 2023 (7) und 2024 (15) soll den Weg in die Gemeinschaft ebnen und das Wir-Gefühl stärken. „Wir möchten zuhören, Sie kennenlernen“, sagte Präsident Johann-Andreas Werhahn zur Begrüßung, „und Ihnen unsere Gesellschaft, den Vorstand und dessen Arbeit vorstellen.“ 14 von 25 Neuen folgten der Einladung zum Abendessen mit intensiven Gesprächen. Zuletzt hatte es vor vier Jahren eine solche 1. Begrüßungsveranstaltung gegeben.
Die 1861 gegründete Bürgergesellschaft zu Neuss zählt heute knapp 400 Mitglieder; seit dem Jahr 2000 nimmt sie Frauen und neben Katholiken auch Vertreter anderer christlicher Konfessionen auf. Seit 2009 steht Werhahn (69) an der Spitze, der soeben auf der Generalversammlung zum achten Mal im Amt bestätigt wurde. Er ist der elfte Präsident in der über 160-jährigen Geschichte der „Bürger“ – seine zehn Vorgänger hat der Neusser Künstler Christoph Rehlinghaus auf einem Ölgemälde verewigt: Vom Gründungspräsidenten Friedrich-Ludger Kleinheidt bis zum Werhahn-Vorgänger Hermann-Josef Kallen, der vor mehr als einem Vierteljahrhundert die Bürgergesellschaft mit einer neuen Satzung und einem Umbau des Gesellschaftshauses – der viel genutzte Saal an der Mühlenstraße wurde abgerissen – zukunftsfähig machte. „Ich bin ihm bis heute für diese großartige Leistung dankbar“, sagte Werhahn, der daran erinnerte, dass Kallen heute Ehrenpräsident ist. Das Rehlinghaus-Gemälde hängt in Kohlmann‘s Café & Weinbar im Erdgeschoss des Gesellschaftshauses.
Die Bürgergesellschaft ist christlichen Prinzipien verpflichtet; vor dem Abendessen sprachen die Teilnehmer gemeinsam ein kleines Dankgebet. Da alle geladene Gäste waren, drehte ein Sparschwein die Runde. Am Ende stand eine Spende in Höhe von über 400 Euro, die an die Neusser Telefonseelsorge geht, eine Einrichtung der evangelischen und katholischen Kirche. An der Spitze des Trägervereins steht mit Martin Straaten ein „Bürger“-Mitglied. Das ist eingutes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement.
Spannend gestaltete sich die einstündige Vorstellungsrunde, in der sich alle, die bewährten Vorstände, aber vor allem auch die neuen Mitglieder, vorstellten. Schnell wurde klar, dass bei individuell völlig unterschiedlich ausgeprägten Lebenswegen die Einheit in der Vielfalt trägt. Die Neuen bringen Talent, Kompetenz, Expertise und die Bereitschaft mit, mitzumachen und sich einzumischen – in der Gesellschaft, in ihrer „Bürger“, aber auch in der Neusser Bürgerschaft. Kleine Präsente wie das Jubiläumsbuch „150 Bürger“, ein Mitschnitt des Winterkonzerts 2012 als CD und eine schon bibliophil gestaltete Kurzfassung der „Bürger“-Geschichte nahmen die Neumitglieder mit nach Hause und brauchte damit auch nicht vorgetragen werden. Sie dokumentieren, dass sie jetzt aktiver Teil ihrer „Bürger“ sind, die ihnen an diesem Tag durchaus vertraut wurde. Ihr Versprechen: „Wir kommen wieder.“
Foto: J.P.Büchler Text: Ludger Baten